Eva Baumann

Erlebt Goethes klassische Ballade als Romanreihe!

Band 1: "Weidenritter" (Leah)

Soldatin Leah ist als Weidengeborene unfruchtbar und hat damit nur einen Nutzen für das Alverreich: als Mann verkleidet die Gesetze zu verteidigen, die das Volk unterdrücken und ihr selbst alle Rechte nehmen. Als sie ihre eigene Familie umbringen soll, um ein Verbrechen des Königspaares zu vertuschen, kommt ihre Regimetreue ins Wanken.
Bald ranken sich Legenden um den »Weidenritter«, jenem Helden unter den Soldaten, der für die Alveronen am Rande der Gesellschaft einsteht, doch diese Geschichten dürfen niemals dem Königspaar zu Ohren kommen. Als Leah für ihr Leben und die Rechte des Volkes kämpft, muss sie nicht nur lernen, auf welch grausamen Stützen die Gesellschaft im Alverreich fußt, sondern auch alles aufs Spiel setzen, was ihr teuer ist …

Band 2: "Erlkönig" (Valentin)

Das Leben eines Kindes für das eines ganzen Volkes? Erlkönig Valentin wird vor eine unlösbare Wahl gestellt: Entführt er den Jungen Jakob, der das Alverreich retten kann, oder wartet er, bis die Geburtsbäume sterben und mit ihnen sein Volk?
Seit Monaten kommen keine Menschenkinder mehr ins Alverreich. In der Menschenwelt erzählt man Schauergeschichten über „Elfen“, die Kinder entführen, und Kinder haben zu viel Angst, dem Ruf der alveronischen Spielleute ins Land ihrer Träume zu folgen. Valentin war einst der beste Spielmann des Alverreiches, und wo alle anderen Spielleute versagen, gelingt es ihm, das Kind zu holen. Im Tausch muss er in die Menschenwelt gehen. Dort will er versuchen, Jakobs Familie beizustehen und gleichzeitig ergründen, woher diese unerklärliche Angst vor seinem Volk kommt.
Er landet in einer Welt, in der alles von seiner Herkunft bis zu seiner Musik verhasst und gefürchtet ist. Der Rückweg ins Alverreich ist versperrt, und Jakobs Vater schwört, nicht eher zu ruhen, bis alle Elfen auf dem Scheiterhaufen brennen …

Erhältliche Ausgaben:

  • E-Book
  • Taschenbuch
  • Hörbuch
  • Hardcover-Schmuckausgabe (gebundene Ausgabe mit Metallecken, nur direkt bei mir bestellbar)

Bei Bestellung direkt bei mir gibt es Lesezeichen und Charackterkarten kostenfrei dazu.

Leseproben

Band 1: „Weidenritter“
Ab Mitte Kapitel 1

Im Zimmer herrschte die gleiche Düsternis wie auf den Gängen. Flackerndes Kerzenlicht erhellte nur unzureichend den kleinen Raum. Auf dem Bett lag ein Mann, unbekleidet, nur ein Leinentuch über seinen Unterleib gebreitet. Sein Oberkörper und seine Arme waren nackt. Leah zuckte vor dem Anblick zurück. Nackte Haut bedeutete Gefahr, und selbst zwölf Jahre Arbeit als Gesetzeshüterin hatten sie nicht ausreichend abgehärtet. Ihr Blick folgte dem ausgestreckten Arm des Mannes. Seine unbedeckte Hand, die die Zeichnung seines Geburtsbaumes trug, ruhte in der Hand einer alten Frau, die am Bett stand. Leah packte ihr Schwert fester und trat in den Raum.
»Finger weg!«, herrschte Leah sie an. »Loslassen und zurücktreten!« Der Befehlston ihrer Stimme hatte bisher immer das Ziel erreicht. Auch hier. Die Heilerin zuckte zusammen. Sie drehte sich zu Leah um und schluckte schwer.
»Herr«, stieß sie zitternd hervor. »Er liegt im Sterben. Lang kann es nicht mehr dauern. Erlaubt mir …« Ihre Stimme brach weg.
Leah schluckte. Da war er wieder, dieser unerklärliche Widerstand gegen das Gesetz. Ein Widerstand, den sie würde brechen müssen – mit Gewalt, wenn es nötig war. Merkte diese Heilerin denn nicht, was hier auf dem Spiel stand? Sie hielt einem Alveronen die Hand! »Mit der Berührung nehmt Ihr ihm jegliche Chance auf einen würdevollen Tod«, zischte sie. »Euch Menschen mag es nicht erstrebenswert scheinen, ätherisch zu werden, aber für uns Alveronen ist es das höchste Ziel! Ich muss Euch erneut auffordern, ihn sofort loszulassen!«
Die Heilerin seufzte und ließ langsam die Hand des Alveronen los. Er schlug die Augen auf, blickte sich suchend um und tastete umher. Zu Leahs Entsetzen packte er die Hand der Heilerin. Er stieß den Atem aus und verdrehte die Augen. Sein Arm sank herab, und die Hand der Heilerin entglitt seinen Fingern… Weiterlesen

Band 2: „Erlkönig“
Kapitel 12: Ikonische Szene aus Goethes Ballade

Jakob lag im Sterben. Der Vater würde das Kind verlieren, wie er bereits seine Frau verloren hatte. Valentin konnte die Stiche im Herzen spüren, denn der Reiter würde sein Rennen gegen die Zeit verlieren. Wohin auch immer er das Kind bringen wollte, hier, in dieser stürmischen Nacht, er würde nicht ankommen. Jakob würde sterben, bevor sie aus dem Wald heraus waren.
Deswegen war Valentin hierhergeführt worden. Der Traumzauber, der durch den verfrühten Einsatz zu unberechenbaren Ergebnissen geführt hatte, hatte sein Ziel nicht verfehlt: Valentin war hier und konnte das Kind holen. Nichts stand dem Erfolg seiner Mission im Weg. Er hörte Jakobs Stimme in seinem Kopf. »Erlkönig, rette mich! Bring mich dahin, wo es Musik gibt, und bunte Blumen … Wo die Ahornblätter tanzen …«
Das Pferd raste auf ihn zu. Valentins Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Die Not des Vaters und die Not seines Volkes mischten sich zu einem Wehklagen, das den Sturm übertönte. Und immer dazwischen die zerbrechliche Kinderstimme: »Rette mich … Ich will mit dir kommen …«
Nur noch wenige Meter trennten ihn von Jakob. Er streckte die Arme aus, griff nach dem Jungen, packte ihn … Das Pferd war nur ein Nebel, der vom Wind zerrissen wurde. Valentin spürte es nicht. Er fühlte nur rauen Stoff unter seinen Fingern, ein schmales Handgelenk, er packte zu –
»Du nimmst mir mein Kind nicht!« Ein heftiger Tritt in die Magengrube ließ ihn taumeln, doch er krallte seine Finger um das Handgelenk des Jungen und zog. Pferd und Reiter stürzten. Ein lauter Schrei begleitete das Knirschen von Knochen, als das Bein des Vaters von dem Pferdekörper zermalmt wurde. War das Valentin gewesen? Hatte er ein Pferd zum Stürzen gebracht und den Vater schwer verletzt, vielleicht sogar getötet …
Ein Schrei zerriss die Nacht. Die Wolken rissen auf, als würde die Dunkelheit der Nacht niemals gegen die schwarze Verzweiflung in diesem Schrei ankommen. Bleiches Mondlicht beschien ein schmerzverzerrtes Gesicht, das in einem Schrei erstarrt war. Der Vater streckte die Hände nach seinem Kind aus, versuchte es zu greifen … Doch Valentin hatte Jakob fest in die Arme geschlossen und würde ihn nicht loslassen. Er hatte das Menschenkind, das sein Volk retten würde. Nun würde er es ins Alverreich schicken… Weiterlesen